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Cook-Inseln/Rarotonga - In der Südsee gestrandet

Aktualisiert: 21. Jan. 2020

Zu den Cook-Inseln zählen 15 kleine Atolle, die inmitten des weiten, Pazifischen Ozeans liegen; obwohl Rarotonga und Aitutaki die bekanntesten sind, sind sie alles andere als überlaufen. Ein Urlaub hier bedeutet Entspannung pur - traumhafte Sandstrände, kristallklares türkisfarbenes Wasser und Kokospalmen inklusive. Wie fühlt es sich an, auf einem kleinen Atoll am anderen Ende der Welt zu sein? In diesem Beitrag geht es um die Menschen, die wir dort trafen, ihre Geschichten, und die Geschichte der Inseln selbst. Praktische Tipps zur Anreise, Restaurants und Übernachtung gibt's weiter unten.

 

{enthält unbezahlte Werbung} "Wir haben so gut wie gar nichts gemacht in diesen drei Tagen und ich habe so viel zu erzählen!", denke ich, während wir entspannt auf der Veranda sitzen und die vergangenen Tage Revue passieren lassen. Es ist seit unserer Ankunft so entspannend wenig und trotzdem so überraschend viel passiert. Das muss erklärt werden.


Wir kommen nach 4 Stunden Flug von Auckland an einem Sonntag abend auf dem kleinen Flughafen Rarotongas an, der Hauptinsel der Cook-Inseln, und laufen zu Fuß über das Rollfeld in Richtung eines hell erleuchteten Schildes: "Kia Orana - Welcome to the Cook Islands". Als wir die winzige Abfertigungshalle des Flughafens betreten, erklingt Musik, die Bilder aus Filmen evoziert, in denen Hoola-Hoop-schwingende Südsee-Schönheiten gemächlich durchs Bild tanzen. Die Musik kommt allerdings nicht vom Band - nein, mitten auf dem Gepäckband sitzt ein Musiker, der Klavier spielt und dazu singt, während die Koffer der Reisenden langsam um ihn herumfahren. Während wir uns an der Passkontrolle in die Schlange der Besucher einreihen, bilden die Locals vor dem zollfreien Spirituosengeschäft eine eigene Schlange. Aha - Alkohol scheint hier teuer zu sein. Nicht nur Alkohol, wie wir später feststellen: Alles auf dieser Insel ist teuer, selbst Grundnahrungsmittel und einheimische Produkte. So kostet eine 1,5 Liter-Flasche Wasser im Supermarkt zum Beispiel 3€ und eine kleine Ananas 4,70€.



Aber zurück zu unserer Ankunft auf Rarotonga. Grenz- und Zollbeamte wünschen uns lächelnd einen schönen Aufenthalt und wir verlassen das Flughafengebäude in Richtung des Taxistandes. Erst als unsere Taschen bereits im Kofferraum des Taxis liegen, fällt uns ein, dass wir keinerlei Bargeld haben. Also zurück zum ATM, doch mit beiden Kreditkarten bekommen wir dort nur eine Fehlermeldung, kein Geld. Mist! Wir sind gerade auf eine äußerst abgelegene Südseeinsel geflogen und haben kein Bargeld mitgenommen?!? Wovon sollen wir hier die nächsten Tage bloß leben?


Für den Taxifahrer ist das Ganze offensichtlich kein Problem, denn er winkt ab und willigt ein, uns zum nächsten ATM zu bringen. Als wir losfahren, stellt er sich auch vor: By the way, my name is Jay. Ich vermute, dass er uns mehr aus Höflichkeit als aus echtem Interesse fragt, woher wir kommen, denn sofort schweift er ab und schwärmt den Rest der Fahrt von seiner Insel: Rarotonga ist ein echtes Paradies! Er kennt sich sichtlich gut aus, denn er zeigt uns unterwegs, wo seine Tanten und Onkel leben, wo das Haus des Staatspräsidenten ("the Queen's Representative") und wo sein Eigenes steht. Die Cookinseln sind übrigens ein unabhängiger Staat mit eigener Legislative und Exekutive, allerdings eng liiert mit Neuseeland, das sie in Außen- und Sicherheitspolitik vertritt; die Einwohner der Cook-Inseln sind automatisch Bürger Neuseelands.


Deutlich langsamer als die maximal erlaubten 50 km/h tuckert Jay mit uns über seine Insel und weiß viel zu erzählen: Es gibt ca. 17.000 Einwohner auf 15 verschiedenen Inseln, die über 2,5 Millionen Quadratkilometern Pazifischen Ozeans verstreut liegen. Etwa 10.000 Menschen leben hier auf Rarotonga, der Hauptinsel der Cookinseln. Sie sprechen Rarotonganisch, eine Varietät des Maori, der Sprache der Ureinwohner auf Neuseeland, Englisch ist zweite offizielle Amtssprache. Er ist völlig begeistert von seinem Paradies, beklagt nur, wie schwer es für ihn ist, eine Frau zu finden, nachdem er seine eigene nach 25 Jahren samt Haus und erwachsenen Kindern in Melbourne - nach seiner Scheidung wohlgemerkt - zurückgelassen hat. Seine Mama habe ihn zurückgeholt, etwa einen Monat, bevor sie starb. Jay ist im Paradies geblieben und versucht jetzt sein Glück bei den noch lebenden Frauen dieser Insel. Leider ist die Auswahl nicht recht groß und irgendwie ist doch jeder miteinander verwandt - daher sei seine erste Frage an eine mögliche Kandidatin immer zuerst, welchen Nachnamen sie trägt. Das alles erzählt uns Jay und kann dabei herzlich über sich selbst lachen.


Als wir im völligen Dunkel an unserer Unterkunft ankommen und die Rezeption bereits geschlossen ist, sind wir erst ein wenig besorgt, verstehen aber schnell, dass hier alles ein wenig anders läuft: Die Tür unseres Bungalows steht offen, an der Tür klebt ein Schild mit meinem Namen und einem erneuten "Willkommen auf den Cook-Inseln!". Wir lassen erschöpft die Rucksäcke fallen und horchen: Ganz in der Nähe ist ein dumpfes, grummelndes Geräusch zu hören - es ist eindeutig die Brandung, aber der Lautstärke nach zu urteilen müssen es enorme Wassermassen sein, die hier aufeinander einstürzen. Wir können es kaum abwarten, am nächsten Tag im Hellen nachzuschauen, woher dieses Geräusch kommt.

Dann ist es endlich soweit. Die Sonne ist aufgegangen, vor uns liegt die Lagune von Muri, in der hellblaues Wasser im Sonnenschein glitzert und mit Kokosnüssen behangene Palmen spiegelt. Das, denken wir, ist wirklich das Paradies. Wir sehen jetzt endlich auch, wo das Donnern des Wassers herkommt: In ungefähr 400 Metern Entfernung ist das Riff erkennbar, an dem sich die Wassermassen des Pazifischen Ozeans brechen und zu meterhohen Wällen aus Wasser und Schaum aufbäumen.


Die Lagune von Muri, Rarontonga, Cookinseln


Rarotonga ist ein Atoll - eine Insel, die von einem Korallenriff umgeben ist. In ihrer Mitte thront ein Berg von 653 m Höhe, der vulkanischen Ursprungs ist. Charles Darwins Theorie zur Entstehung von Atollen lautet, dass sich zunächst ein Riff am Saum des Vulkans gebildet hat und schließlich der Berg in seiner Mitte so weit durch Erosion oder Bewegungen des Meeresbodens abgesunken ist, dass sich zwischen seinen Rändern und dem Riff eine Lagune gebildet hat.


Gut erkennbar ist in diesem Bild das Riff, d.h. der Übergang zwischen dem flachem Wasser der Lagune und der Tiefsee dahinter.


Ich kann es kaum glauben: Hinter dem Riff dort hinten geht es 4000 Meter in die Tiefe, dort beginnt also die unendliche Weite der tiefsten Tiefsee.

Der weiße Streifen am Horizont ist die Brandung, die auf das Riff am Rand der Lagune trifft.


Was man hier spürt ist eine besondere Ursprünglichkeit. Die Insel ist voll und ganz den Elementen ausgesetzt, nichts hält den Wind auf, der sich über der endlosen blauen Wüste des Pazifischen Ozeans sammelt, Wasser aufnimmt und sich über der kleinen, schutzlosen Insel ausregnet. In den vier Tagen, in denen wir hier sind, ist es fast immer windig. Entgegen meiner Vorstellung von der Südsee ist es nicht jeden Tag sonnig, im Gegenteil regnet es mehr als uns recht ist. Zu Regen und Wind kommen das Donnern der Brandung, das ständig hörbar ist.


Den Kontrast zum weißen Sand und hellblauen Wasser der Lagune bildet das Innere der Insel, das komplett bewaldet ist - mit noch ursprünglichem Urwald. Mit Lianen behangene und mit dickblättrigen Pflanzen bewachsene Urwaldriesen bilden ein dichtes Blätterdach - wie in einem Lehrbuch zum tropischen Regenwald. Überall wachsen Pflanzen mit bunten Blüten in zahlreichen Formen.



Dem Überfluss an Blüten scheint die Tradition der Insulaner geschuldet zu sein, alles mit Blüten zu schmücken: Vor dem Altar der Kirche stehen zahlreiche Blumenvasen, viele Frauen tragen eine Blüte hinter dem Ohr oder einen typischen Blumenkranz auf dem Kopf. Selbst die Stewardessen der Virgin Australia schmückten ihre Köpfe mit einer Weihnachtsversion des Kranzes bereits als wir in Auckland abhoben.


Mir fallen weitere kulturelle Besonderheiten auf: Viele Männer und Frauen tragen großflächige Tattoos auf Armen, Beinen und Rücken, einige auch im Gesicht. Ich lese, dass das Tätowieren, die Holzschnitzerei und das Besticken von Stoff traditionelle künstlerische Ausdrucksformen sind.

Noch etwas sticht ins Auge. Erst denke ich, es gibt hier viele Friedhöfe, dann sehe ich, dass es Gräber in fast jedem Vorgarten gibt - die Insulaner mögen es offensichtlich, auch nach dem Tod noch in der Nähe ihrer Angehörigen zu sein. Und besonders nah ist es eben im Vorgarten!


Gräber in Vorgärten, Rarotonga


Überhaupt ist hier alles sehr persönlich. Nach zwei Tagen treffen wir Rarotonganer wieder, die wir schon einmal woanders gesehen haben. Auch die gleichen streunenden Hunde kehren immer wieder zum Kraulen an unseren Bungalow zurück. Viele von ihnen sind aufgrund einer Initiative der Esther Honey Foundation registriert, medizinisch versorgt und mehr oder weniger wohlgenährt.


Wohlgenährt wie die Bewohner der Insel übrigens. Wir wundern uns ein wenig angesichts der extrem teuren Preise, wie viele übergewichtige Menschen wir hier sehen. Anti-Diabetes-Kampagnen auf großen Werbeplakaten lassen die problematischen Folgen erahnen. Nach einigen Restaurantbesuchen verstehen wir dann besser: Hauptsache, das Essen ist süß oder fritiert!


Die Menschen, mit denen wir sprechen, sind - mit nur wenigen Ausnahmen - freundlich und herzlich. Jeden Tag aufs Neue genießen wir den Ausblick auf die strahlend leuchtende Lagune, lauschen dem Donnern der Brandung und beobachten, wie die mit Kokosnüssen behangenen Palmen sich im Wind biegen. Es ist die Nähe zur Natur aber auch die Unkompliziertheit der Menschen hier, die uns helfen, innerhalb kürzester Zeit runterzukommen. Wir haben wenig Lust, etwas zu unternehmen, obwohl wir einen Roller gemietet haben. Es ist, als verlangsamte dieser Ort die Geschwindigkeit des Lebens. Das und die Ursprünglichkeit seiner Natur machen ihn zu einem ganz besonderen Ort.


Münze der Cook-Inseln: Die Cook-Inseln nutzen den Neuseeländischen Dollar, haben aber ihre eigenen Münzen.



 

Praktische Tipps...


Anreise

Achtung, seit Oktober 2019 benötigt ihr ein Transit-Visum für Neuseeland, selbst wenn ihr nur einen kurzen Aufenthalt am Flughafen habt und diesen nicht verlasst. Rarotonga und Aitutaki sind übrigens die am häufigsten besuchten Inseln der Cook-Islands. Sie gehören zur südlichen Inselgruppe, die sich für einen Besuch eher anbieten als die nördliche Inselgruppe, wo Übernachtungen vorab individuell vereinbart werden müssen, weil es keine Hotels dort gibt. Auch Flüge dorthin werden immer wieder verschoben. Kaum zu glauben, wie abgelegen diese Inseln sind!


Restaurants

  • The Mooring: Frisches, leckeres Seafood mit Ausblick auf Lagune und Riff, im Hintergrund läuft Reggae und Rock-Musik. Die Fische werden hier frisch gefangen und verarbeitet - die Reste werden ins Meer geworfen, wo schon ein Schwarm riesiger Makrelen (Giant Trevallys) wartet. Diese Fische können übrigens bis zu 80 Kilogramm schwer werden und sind stärker als Thunfische.

  • Angeschlossen an den Super Brown Supermarkt und Tankstelle zwischen Muri und Avarua ist ein kleiner Hamburgerladen, der sensationell gute und billige Hamburger verkauft.

Zur Unterkunft: Kura's Kabanas

Die Unterkunft ist eine der billigsten in Muri Beach, mit knapp über 100€ pro Nacht für einen Bungalow mit Küche aber immer noch recht teuer. Die Ausstattung ist mittelmäßig und recht alt, aber der tolle Garten, die Veranda mit sensationellem Ausblick auf die Lagune, das Sonnendeck unter Kokosnusspalmen und der kostenlose Verleih von Kanus und Schnorchelausrüstung entschädigen für alles andere.

 

Die Cookinseln - ein besonderes und gefährdetes Paradies

Neben Charles Darwins Theorie des Saumriffs und abgesenkten Vulkans (s.o.) gibt es eine zweite Theorie zur Entstehung von Atollen: Sie könnten sich aus kegelförmigen Riffen gebildet haben, an deren innerer Seite Korallen aufgrund von unzureichender Wasserversorgung absterben. Nur die Korallen am äußeren Rand wachsen weiter, so dass eine ringförmige Struktur entsteht.


Atolle kommen ausschließlich in tropischen Gewässern vor - hauptsächlich im Pazifischen und Indischen Ozean. Sie sind einigen Risiken ausgesetzt, die ihre langfristige Existenz in Frage stellen:

  • Durch den Anstieg des Meeresspiegels durch globale Erwärmung könnten sie überflutet werden.

  • Die dünner werdende Ozonschicht steht im Verdacht, das Wachstum der Korallen zu stören.

  • Durch den Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre wird oberflächennahes Meerwasser übersauert - hier entsteht durch Lösung von CO2 Hydrogencarbonat; dieses wiederum greift den Kalk an, der das Riff stabil macht.

  • Die Veränderung des globalen Klimas kann zur vermehrten Entstehung von Hurrikanes führen, die den flachen Inseln besonders gefährlich werden, weil es hier zu Überschwemmungen kommen kann; Gesundheitsversorgung und Infrastruktur ist hier ohnehin schon eingeschränkt.

  • Durch die steigende Wassertemperatur gibt es weniger Fischarten am Riff und Korallen sterben.

  • Aufgrund von längeren Dürreperioden gibt es weniger Trinkwasser auf kleinen Inseln.

  • Wenn der Meeresspiegel steigt, dringt Salzwasser ins Grundwasser ein; die Versorgung mit Trinkwasser ist damit gefährdet.

Eine weitere Gefahr für die Cookinseln und ihre Bewohner geht von ihrer Lage in einer seismisch aktiven Zone aus. Es kann zu Erdbeben und vulkanischen Aktivitäten kommen, weshalb auf Rarotonga und Aitutaki überall Evakuierungswege für den Fall eines Tsunamis ausgeschildert sind.


Die Cookinseln wurden vermutlich im 9. Jahrhundert durch Polynesier von den Gesellschaftsinseln und Samoa entdeckt.

 

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Weiterführende Informationen:


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