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  • AutorenbildHanna

Cookinseln/Aitutaki - Die Südseeperle zeigt sich von ihrer grauen Seite

Aktualisiert: 21. Jan. 2020

Aitutaki ist in 45 Minuten Flugzeit von Rarotonga, der Hauptinsel der Cook-Islands, aus erreichbar. Wer hier ankommt, wird mit einer selbstgemachten Blumenkette und einem herzlichen "Kia Orana - Herzlich willkommen" begrüßt - Südsee-Feeling pur! Auf dem kleinen Atoll gibt es nicht viele Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne, aber das Riff, das hellblaue Wasser mit seinen Korallen und die einzigartige Lage in der Weite des Pazifischen Ozeans machen es zu einem ganz besonderen, definitiv sehenswerten Ort.



Auf Aitutaki verbringen wir drei Nächte und haben so richtig Pech mit dem Wetter. Die meiste Zeit ist es extrem windig, stark bewölkt und es regnet - Grund dafür sind die Ausläufer eines riesigen Zyklons im Südpazifik. Wir verpassen daher leider die leuchtenden Farben von Korallen und Wasser, die uns von Hochglanzprospekten überall entgegenleuchten und die wir nur erahnen können, wenn die Sonne doch einmal kurz zwischen zwei Wolken herauskommt und das Meer erleuchtet. Der zweite Tag ist uns ein wenig wohlgesinnter, denn stellenweise kommt die Sonne raus. Das nutzen wir aus, schwingen uns auf unseren Roller und erkunden die kleine Insel.


Dass Aitutaki ein kleines Kaff ist, merkt man schon allein daran, dass es zur Anmietung des Rollers nicht nötig ist, den Führerschein vorzulegen. Helmpflicht besteht hier auch keine und ich vermute, dass es noch nicht einmal Helme gibt, denn keiner der uns entgegenkommenden Rollerfahrer trägt einen. Ausleihen können wir jedenfalls keinen. Auf unserer Runde treffen wir immer wieder Menschen auf Rollern oder in Autos, denen wir kurz zuvor auf der anderen Seite der Insel bereits begegnet sind - und die sich daran erinnern und freundlich winken und lachen. Innerhalb einer Stunde gemütlichen Fahrens haben wir die Insel einmal komplett umrundet.


Mit dem Roller lässt sich die Insel am besten erkunden.


Unsere erste Station ist dem Hunger geschuldet, denn - so haben wir gehört - bei Sonja gibt es selbst gebackene Lasagne aus Brotfrüchten und organisches Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Sonja ist halb Australierin, halb Österreicherin und lebt seit 25 Jahren auf der Insel. Eine Woche nachdem ihr Mann - ein Einheimischer - starb, forderte die Familie das Grundstück zurück, auf dem ihre kleine Hütte steht. Sein Testament rettete sie und verschaffte ihr lebenslanges Wohnrecht. Bis Dezember letzten Jahres verdiente sie ihr Geld mit einem Café, das sie in ihrem Garten betrieb und in dem sie selbst zubereitete frische Speisen servierte. Weil sie keine Kellnerin mehr fand, die hier arbeiten wollte und sie selbst zu alt zum Tragen eines schweren Tabletts geworden ist, musste sie schließen. Jetzt verkauft sie nur noch, was ihr Garten hergibt: Auf dem Tisch in ihrer Garage liegen frisch geerntete Bananen, Maracuja, Sternfrüchte, Avocados und Tomaten. Frisch geernteten Spinat und selbst gemachtes Pesto verkauft sie auch. Sie lässt uns von allem probieren, selbst vom frisch zubereiteten Obstsalat, den sie in ihrem Kühlschrank aufbewahrt. Für die ausgespuckten Kerne bietet sie uns einfach ihre Hand an und ist auch sonst so erfrischend unkompliziert und herzlich. Eine besondere Person in einer besonderen Umgebung!


Obst und Gemüse von Sonja: Billig, bunt, ökologisch

- kein Vergleich zum mageren und teuren Angebot im Supermarkt


Sonja ist nicht die einzige Ausländerin, die auf Aitutaki lebt. Es gibt hier etwa 20 Deutsche, die meist einen Einheimischen geheiratet haben und deshalb hierbleiben dürfen - wie uns der Besitzer und Bauherr eines Rohbaus erzählt, an dem wir auf der Tour vorbeikommen. Stolz winkt er uns zu, als wir noch auf dem Roller sitzen und eigentlich zum Viewpoint weiter oben an der Straße fahren wollen: Wir sollen ruhig reinkommen in sein unfertiges Haus, denn hier habe man den besten Ausblick der ganzen Insel! Und tatsächlich stockt uns der Atem, als wir durch die noch nicht verglasten Fenster auf die Lagune von Aitutaki hinabblicken. Das gesamte Atoll breitet sich dort vor unseren Füßen aus und ist atemberaubend schön. Eine klare, weiße Linie markiert den Verlauf des Riffs und trennt die hellblauen Gewässer der Lagune von den dunkelblauen Tiefen des Pazifiks.

Blick auf die Lagune von Aitutaki. Deutlich erkennbar ist das Riff,

das die Lagune von der Tiefsee trennt.

Blick auf die andere Seite der Lagune von Aitutaki.


Ich frage mich, wie es sich anfühlt, hier als Ausländer zu leben. Kulturelle Unterschiede gibt es jede Menge. Zufällig werden wir Zuschauer eines Treffens im Gemeindehaus, wo eine große Gruppe Einheimischer miteinander tanzt, trommelt und singt. Tanzen - lese ich später - ist hier Volkssport und jede kleine Gemeinde hat eine eigene Tanzgruppe. Mir sind die Rhythmen fremd, aber Lars überzeugt mich, dass es eigentlich Techno ist, den wir da hören: gleiches Tempo, gleiche Strukturen, eine durchgehende Bass-Drum. Ich muss lachen, denke aber, als wir weiterfahren, dass die Unterschiede zwischen den Kulturen vielleicht doch nicht so groß sind wie ich dachte.


Immer wieder werden wir zwischendurch von Regenschauern nass, lassen es uns aber trotzdem nicht entgehen, einen Strandspaziergang zu machen. Der Sand liegt voller versteinerter Korallen in allen möglichen Formen, die die Bewegungen des Meeres wiederspiegeln, als seien sie diesem gerade erst entsprungen. Leider dürfen wir kein einziges der wunderschönen weißen Steinchen mit nach Hause nehmen - was ich am Ende gut finde, denn wir haben mit eigenen Augen gesehen, dass ein Großteil der Korallen in der Lagune bereits angegriffen sind. Statt uns in bunten Farben entgegenzuleuchten sind sie sandfarben, ausgebleicht - dieser Zustand wird auch Korallenbleiche genannt, wie ich später lese. Ein großer Teil der Korallenriffe weltweit sind bereits davon betroffen. Ursachen gibt es viele, die meisten davon sind von uns Menschen verursacht - und das, obwohl Korallenriffe so viele wichtige Funktionen für uns haben. Wer Lust hat, weiterzulesen, findet weiter unten jede Menge Informationen.


Unzählige Korallen liegen am Strand von Aitutaki.


Obwohl sich Aitutaki uns von seiner weniger schönen Seite gezeigt hat, ist uns deutlich geworden, dass dieser kleine Fleck im weiten Ozean, diese Insel voller Kokospalmen, umrandet von einem Riff und riesigen Korallenbänken, ein Paradies ist, das geschützt werden muss.


Bilder oben: Am Strand von Aitutaki

Wie auf Rarotonga liegen hier Gräber in Vorgärten oder wunderschön natürlicher Umgebung.


Kaputte Strandmöbel nach dem Sturm, einem Ausläufer des Zyklons Sarai, auf den wir später in Fidschi noch einmal treffen würden.


Farbenspiel im Wasser: Hier ist gut erkennbar, wie sehr die Sonne die Farbe des Wassers verändert.

Air Rarotonga: Mit einer kleinen Maschine geht es in 45 Minuten von Rarotonga nach Aitutaki


Aitutaki aus der Luft


 

Warum sind Korallenriffe so wichtig für uns Menschen und gleichzeitig so sehr durch uns gefährdet?

Im Folgenden fasse ich Informationen von Christoph und Johannes Ammann zusammen, die auf ihrer Webseite www.elnino.info sehr ausführlich, professionell und anschaulich beschreiben, was Korallen sind und wodurch sie gefährdet sind:


Was sind eigentlich Korallen?

  • Sie leben ausschließlich in 20 bis 32 Grad Celsius warmem Wasser.

  • Sie werden von nur wenigen Millimeter großen Tieren mit schlauchförmigem Körper gebaut; diese Tiere werden auch Polypen genannt.

  • Der Kalksockel, auf dem die Polypen leben, wächst nur sehr langsam, bei der Steinkoralle zum Beispiel 1-100 mm pro Jahr. Nur die Oberfläche der Koralle, d.h. der Polyp ist lebendig; er ernährt sich von tierischem Plankton im Wasser.

  • Korallenriffe sind die artenreichsten Lebensräume der Welt - auf 50 qm leben fast 150 verschiedene Fischarten!

Welche wichtigen Funktionen haben Korallenriffe?

  • Sie sind ein natürlicher Wellenbrecher vor der Küste.

  • Korallen binden CO2 aus der Atmosphäre und wirken damit dem Treibhauseffekt entgegen.

  • Biochemische Substanzen in Riffen können für die Entwicklung von Medikamenten wichtig sein - die Erforschung dieser Möglichkeiten hat gerade erst begonnen!

  • Sie haben eine touristische und wirtschaftliche Bedeutung, da sie Regionen für Touristen attraktiv machen und Fischfang ermöglichen.

Durch welche anthropogenen Einflüsse sind Korallenriffe gefährdet?

  • Durch das Wegfischen von Raubfischen durch den Menschen können sich natürliche Korallenfeinde vermehren - d.h. Fische, die Korallen fressen.

  • Durch die Abholzung von küstennahen Wälder werden große Mengen von Sedimenten ins Meer und auf die Riffe geschwemmt.

  • Wir Menschen leiten häufig Abwässer ins Meer.

  • Bei der Havarie von Öltankern werden Meere mit Öl verschmutzt.

  • Giftfischerei: Exotische Fische werden in den Korallengängen mit Natriumcyanid betäubt - auch die Korallen sterben dadurch ab - nur noch 5% der philippinischen Riffe sind noch intakt!

  • Taucher zerstören Korallen durch Flossenbewegungen oder Anfassen.

Beim Schnorcheln auf Aitutaki sahen wir ausgebleichte, sandfarbene Korallen. Was ist "Korallenbleiche" und wodurch wird sie verursacht?

Das Absterben von Korallen äußert sich häufig in der Korallenbleiche, die dadurch entsteht, dass die Algen auf der Koralle sterben. Diese Algen betreiben Photosynthese und versorgen die Koralle mit Kohlenhydraten und Sauerstoff. Sie verfallen schon bei leichter Temperaturerhöhung in eine Art Schockzustand und erholen sich nur schwer und langsam, wenn überhaupt. Weltweit gelten heute schon 27% der Riffe als zerstört!


Dies hat die folgenden Ursachen:

  • Erhöhung der Wassertemperatur durch Klimawandel

  • veränderte Wasserchemie durch Verunreinigung

  • Veränderung des pH-Werts des Wassers durch Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre

  • Befall durch Bakterien, Viren oder Pilze

 

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