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Amsterdam - Des einen Freud ist des anderen Leid...

Aktualisiert: 14. Jan. 2020

Amsterdam ist die interessante Hauptstadt der Niederlande, eine pulsierende Metropole, die trotz Globalisierung und Internationalisierung nicht ihre Beschaulichkeit und ihren Charme verloren hat. Auch das Rotlichtviertel sollte bei einem Besuch nicht fehlen.


Menschen strömen in Massen durch die engen Gassen. Es ist, als hätte sich ganz Amsterdam heute abend hier versammelt. Die Nacht ist pechschwarz, aber auf der Oberfläche der Grachten spiegeln sich Hunderte von weiß-roten Lichtern, die die Straßen und Brücken dieses berühmt-berüchtigten Viertels in Amsterdam säumen. Ein Hauch von Marihuana ist heute abend jedem hier ein treuer Begleiter.


Die Rede ist vom Rotlichtviertel in Amsterdam - dem Rossebuurt, Niederländisch für "rote Nachbarschaft". Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Es gibt hier Sex-Shops und Museen, Live Sex-Shows und Bordelle. Touristen können aus einer Vielzahl an Führungen durch das berühmte Viertel wählen - es ist eben eine der wichtigsten Attraktionen Amsterdams.


Wenn du Interesse an den Hintergründen und der Geschichte der Prostitution in Amsterdam hast, solltest du das Museum "Red Light Secrets" besuchen. Hier kannst du sehen, wie es im Zimmer einer Prostituierten aussieht und erleben, wie es sich anfühlt, in einem Fenster zu sitzen, während andere vorbeilaufen und hineinstarren. Über einen Audioguide erzählen Prostituierte Geschichten aus ihrem Berufsalltag. Am Ende des Rundgangs das Highlight: eine Pinnwand, an der Besucher ihre Geheimnisse veröffentlichen können, pro Post-it eines und - das versteht sich von selbst - nur, wenn es eine Sünde erotischer Art ist. Die Wand ist prall gefüllt mit Zettelchen - diese Art von Beichte ist vielen ein Bedürfnis!


Seit dem Jahr 2000 dürfen die Frauen des Rotlichtviertels ganz legal ihren Körper im Schaufenster anpreisen. Es sind offiziellen Angaben zufolge um die Tausend. Ab und an wird an den geöffneten Fenstern verhandelt: 50 für dich und 50 für ihn, sagt eine Prostituierte zu zwei jungen Männern. Ein Anderer hält ganz ungeniert seine Handykamera auf eine Frau im Fenster. Sie kann nichts machen, sie steht hinter Glas, hämmert jetzt aber kräftig dagegen. Der Mann ignoriert sie und geht weiter. Nach zwei Metern dreht er sich triumphierend zu seinen Kumpels um und grinst.


Es sind nicht nur Männer, die hier herumlaufen, auch Frauen und ich frage mich, was sie hier suchen. Manche sind tatsächlich rein zufällig hier gelandet - wie die Deutsche hinter mir, die gerade das erste rot erleuchtete Schaufenster gesichtet hat: Ach so, jetzt versteh ich, warum hier so viele rote Lichter sind! Und ja, definitiv gibt es neidische Blicke: Die spazierenden Frauen schauen sich die Hintern, Brüste, Bäuche und Beine der Prostituierten ganz genau an. Das also machen Frauen auch hier: Sie vergleichen sich! Das Ergebnis dürfte in vielen Fällen wohl negativ ausfallen, denn die meisten Fenster-Frauen haben gebräunte Körper, wohlgeformte Brüste und schlanke Hüften.


In manchen schmalen Gässchen ist jedes Fenster besetzt, ich komme mir vor wie in einer Fleischbeschau in der Auslage eines Metzgereifachbetriebs, nur eben viel größer. Ich gehe mit einem unguten Gefühl weiter, denn während ich hier meinen Urlaub verbringe, arbeiten diese Frauen hart und schlagen sich die Nacht um die Ohren.


Es ist toll, wie modern und liberal die Holländer sind: Sie verstecken ihre Wohnzimmer nicht hinter gefalteten Gardinen, sie legalisieren Marihuana und eben auch die Prostitution. Leider lese ich aber später, dass viele Frauen gezwungen werden, teils Opfer von Frauenhandel und Gewalt sind. Die grinsenden Männer, die glotzenden Frauen, all das ekelt mich plötzlich an. Was des einen Freud ist, ist hier eindeutig des anderen Leid, vielleicht nicht immer, aber oft.


 

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