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Mallorca - Zeig uns, dass du anders bist!

Aktualisiert: 14. Jan. 2020

Toreros, Paella und Strand ohne Ende. Und wie ist Spanien darüber hinaus? Seit vielen Jahren kenne ich dieses Land und beschäftige mich mit ihm. Ich habe mich in meinen Urlauben stets auf Pfade abseits der großen Touristenströme begeben: Dazu zählt auch mein erster Besuch auf Mallorca, der mich positiv überrascht und nachhaltig beeindruckt hat. In diesem Beitrag geht es um Sehenswertes im etwas ruhigeren Norden der Insel.

 

9 Tage Mallorca und ich bin geerdet. Gut erholt und braun gebrannt. Überzeugt, dass ich von jetzt an immer wieder ein paar Tage in der einsamen Natur verbringen sollte. Und überrascht, wie anders Mallorca sein kann. Von wegen Ballermann, von wegen Sauftourismus. Das Mallorca, das ich sah, unterscheidet sich sehr von dem Image, das es normalerweise hat.


Wir übernachten in einem Landhaus in der Nähe von Santa Margalida, das wir über Air Bnb gemietet haben. Es ist ein altes Haus, in dem uralte Karten und Schwarz-weiß-Fotografien davon zeugen, dass es schon sehr lange hier an diesem einsamen Ort steht. Wenn wir morgens die zwei großen Terrassentüren öffnen, ist dort nur der Blick in die Natur. Die weiten, mit Olivenbäumen, Steineichen und Feigenbäumen übersäten Weiden reichen bis an den Horizont und erinnern eher an afrikanische Steppenlandschaft als an einen Ort auf der überlaufenen Lieblingsinsel der Deutschen.




Wenn der Tag so anfängt, denke ich, braucht es nichts weiter, um glücklich zu sein. Tagsüber hören wir in der Entfernung leise bimmelnde Schafsglocken und den Wind, der in der Pinie vor dem Haus rauscht. Es ist, als wäre die gesamte restliche Welt hier an diesem Ort verstummt. Na gut, ab und zu fliegt ein Flugzeug über uns hinweg - wir sind eben doch auf einer stark frequentierten Ferieninsel, da lässt sich Fluglärm leider nicht vermeiden.


Ganz in der Nähe unserer Unterkunft liegt Santa Margalida, ein ruhiges, entspanntes Städtchen, dessen soziales Leben sich auf dem kleinen Marktplatz abspielt, an dem drei Cafés hauptsächlich Senioren bewirten, die sich hier jeden Tag zum Schwatzen, Diskutieren, Austauschen von Neuigkeiten treffen. Dienstags und Samstags findet ein kleiner Markt statt, auf dem es frisches Gemüse und noch keine Touristenpreise gibt - zumindest an den meisten Ständen.

Im kleinen Café Granja Calafat gibt es frisch gepressten Orangensaft und sensationelle Tostadas - ein typisch spanisches Frühstück, auf das ich mich vor jeder Reise nach Spanien freue: Zwei Scheiben Baguette werden getoastet und mit dem Mark einer Tomate bestrichen. Meine persönliche Empfehlung: Darauf noch Olivenöl und Salz verteilen und fertig ist das perfekte Frühstück. Apropos Kulinarisches: Auch wenn Mallorca insgesamt nicht für kulinarischen Hochgenuss steht, gibt es doch ein paar sehr leckere - typisch spanische - Produkte in jedem Supermarkt: Gazpacho (Gemüsesuppe) aus der Tüte, leckere Tortilla und sensationell gutes Baguette. So gefällt mir Spanien!


Was ihr übrigens in Bezug auf Dörfer, Essen und Kultur getrost auslassen könnt, ist der Markt von Sineu. Er wurde uns von einem deutschen Auswanderer empfohlen, der seit 25 Jahren auf der Insel als Touristenführer arbeitet, also sind wir hingefahren. Der Markt ist tatsächlich charmant, weil das gesamte Dorf voller Marktstände ist, geordnet nach den verschiedenen Abteilungen: Gemüse, Käse, Brot, Kleidung, Tiere. Leider ist allerdings jegliche Ursprünglichkeit verloren gegangen: Die Stände verkaufen fast nur an Touristen, Verkaufsschilder sind fast überall auf spanisch und auf deutsch.




Und was ist mit Stränden, Küste & Co? Auch hier sind wir einem Tipp gefolgt und zum Cap Formentor gefahren. Bereits der Weg ist abenteuerlich: Die Straße schlängelt sich in engen Serpentinen hoch über Pässe, vorbei an steilen Abhängen, durch rauschende Pinienwälder. Auch das Kap selber ist wunderschön: Es besteht aus wilder Steilküste, tief unten liegt das dunkelblaue Wasser und kleine, wilde Buchten, die Hänge sind mit grüner Maquia bewachsen, ab und zu grasen wilde Ziegen am Wegesrand.




Einziger - leider recht großer - Wermutstropfen: Selbst Ende September ist das Kap noch völlig überlaufen: Jede kleinste Haltebucht ist mit parkenden Autos vollgestellt und bereits weit vor dem Parkplatz des Leuchtturms am Ende der engen Serpentinenstraße stößt man auf eine Reihe wartender Autos. Nicht wenige drehen hier um, weil es dauert, bis wieder ein Parkplatz frei wird.




Den nahe gelegenen Strand Platja Formentor kann ich übrigens auch nicht wirklich empfehlen - der erste Eindruck war der eines überlaufenen, völlig überschätzten Strandes, der eher von der Schönheit des gleichnamigen Kaps profitiert als mit eigener Schönheit zu glänzen. Wir fahren stattdessen zur Playa de Muro, wo es kristallklares Wasser gibt, hellen Sand und 3 Kilometer Naturschutzgebiet entlang der Küste - er ist zwar ebenfalls voll, aber es sind keine Straßen, Autos oder Hotels zu sehen.



Das gleichnamige Dorf Muro liegt übrigens im Landesinneren und macht bereits bei der schnellen Durchfahrt einen netten und ähnlich usprünglichen Eindruck wie Santa Margalida.


Alles in allem kann ich euch eine Reise nach Mallorca - abseits der Hochsaison - wirklich empfehlen. Die 9 Tage sind schneller vorbei als mir recht ist. Danke, Mallorca, dass du dich von deiner schönsten Seite gezeigt hast! Vielleicht komme ich nächstes Jahr wieder - blass vom Winter und ausgehungert nach Sonne - und lasse mich von dir verwöhnen.

 

Euch interessieren Sprache, Geschichte und Kultur Mallorcas? Lest hier weiter: Mallorca, seine Alten und ihr Mallorquín. Ein Blick in die Vergangenheit.

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